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Brennende Liebe

Pia Hoff ist eine der letzten traditionell ausgebildeten Glasmacherinnen: Freihändig formt sie aus 1200 Grad heißem Glas Objekte mit Seele, keines wie das andere.

Glasmacherin Pia Hoff in der Werkstatt

Ihren ersten Tag vor dem Glasmacher-Ofen wird Pia Hoff so schnell nicht vergessen: „Ich habe mir direkt den halben Arm verbrannt. So ein extremes Material! So eine extreme Arbeit! Es hat mich gleich komplett gefesselt. Von da an habe ich die Nächte durchgearbeitet, und ich habe mich noch nie so erfüllt gefühlt durch irgendeine künstlerische oder handwerkliche Tätigkeit.“

Glasvase Confetti S von Pia Hoff bei Wilhelm die 3.Dass sich Pia Hoff so schockverlieben würde in das Material Glas, hätte sie selbst nie gedacht. Reiner Zufall, dass sie überhaupt in diesem Kurs saß. Ein Auslands-Semester im Kunststudium hatte sie an eine Uni im Mittleren Westen der USA verschlagen, nicht ihre erste Wahl, aber nun war sie einmal da und diese Hochschule hatte eben eine Glaswerkstatt, also warum nicht mal experimentieren mit diesem Handwerk, dass man hierzulande eher vom Weihnachtsmarkt kennt?

Oder zu kennen glaubt: Denn die Glasbläser, die da an kleinen Brennern Glasröhrchen in filigrane Figuren verwandeln, haben nichts zu tun mit dem Handwerk, das Pia Hoff gelernt hat, erst in den USA, dann auf der Glasmacherschule im bayerischen Zwiesel und jetzt auf einer Gesellen-Reise quer durch Europa. „Glasmacherin“ nennt sich ihr Beruf, in dem sie freihändig Gläser, Vasen und andere Objekte fertigt – aus Glas, das sie selbst im Ofen eingeschmolzen hat. „Bei uns spricht man deswegen von ‚Ur-formung‘, bei Glasbläsern von Um-Formung, weil die mit fertigen Glasröhrchen arbeiten.“

Glasmacherin Pia Hoff in der Werkstatt Und noch ein Unterschied: Glasbläser sehen sofort das Resultat ihrer Arbeit – bei Glasmachern ist die Sache dramatischer. Die Fertigung ist ein ständiges Wechselspiel der Temperaturen, bei 1200 Grad holt Pia Hoff die Glasmasse aus dem Ofen, bläst und formt das Material, bis es zu kalt wird, dann zurück in den Ofen und immer so weiter – und dann muss das fertige Stück immer noch über Nacht im Kühlofen erkalten, langsam und kontrolliert, damit sich keine Spannungen bilden. „Da kann schon die Arbeit eines ganzen Tages im Müll landen, weil man hinterher feststellt, dass irgendwas nicht gepasst hat."

Dazu kommt, dass Pia Hoff in ihrer Arbeit ganz auf vorgefertigte Formen verzichtet, in die sie ihr Glas einblasen könnte. „Natürlich wäre auch das ein sehr anspruchsvolles Handwerk, aber die Objekte sehen danach eben alle gleich aus. Und für mich ist das Reizvolle eben, dass alle meine Stücke unterschiedlich sind. Wenn ich da 20 Vasen stehen habe, hat jede ihren eigenen Charakter.“ Welche Form ein Objekt bekommt, stellt sich oft erst am Ofen heraus. Die Vasen der „Confetti“-Serie zum Beispiel sollten eigentlich sehr viel offener sein. „Aber diese Formen sind ganz schief und krumm geworden, weil sich die verschiedenfarbigen Gläser unterschiedlich stark ausdehnen. Und so haben sich die geschlossenen Formen mit den kleinen Öffnungen ergeben.“

Glasvase Confetti M von Pia Hoff bei Wilhelm die 3.Es gibt nicht mehr viele wie Pia Hoff, auch traditionelle Glashütten sind selten geworden, zu groß ist die Konkurrenz durch industriell gefertigte Glaswaren, zu hoch die laufenden Kosten für all die Werkzeuge und vor allem die Öfen, die niemals erkalten dürfen. Womit es auch nicht mehr viele Orte gibt, an denen Glasmacherinnen ihr Können ausbauen können. „Es dauert extrem lange, all diese Fertigkeiten herauszubilden“, sagt Pia Hoff. „Und es ist extrem schwierig, seinen eigenen Stil herauszubilden, wenn man nicht jeden Tag am Ofen arbeiten kann.“ Weswegen sie und ihr Freund, ebenfalls Glasmacher, eine Bildungsreise quer durch Europa geplant haben zu den letzten Orten, an denen ihr Handwerk noch gelebt wird.

Corona-bedingt ist die Reise fürs erste in einem winzigen spanischen Dorf zu Ende gegangen – das zum Glück ein Glasmuseum mit einer voll ausgestatteten Glasmacher-Werkstatt hat. „Witzigerweise gibt es hier mitten im Nirgendwo eine Glasmacher-Tradition, die bis ins Mittelalter zurückreicht“, sagt Pia Hoff. „Seit dem Studium konnte ich nicht mehr so lange am Ofen stehen wie hier.“ Dass sie eigentlich mal Kunstlehrerin werden wollte, kann sie heute kaum noch fassen. „Ich hätte es sicherlich einfacher gehabt im Leben, aber ich bin sehr froh, dass ich dieses Handwerk erlernt habe. Und eines Tages will ich ein eigenes Studio haben, in dem ich vielen Menschen dieses Handwerk zeigen kann.“

Zu den Glas-Objekten von Pia Hoff.

Glasmacherin Pia Hoff bei der Herstellung einer "Confetti"-Vase