Laserscharf
Wer Schmuck mit klaren Linien mag, wird die Kollektionen von Sally Kiss lieben: Mit Lasercutter und 3D-Drucker fertigt die Schmuckdesignerin filigrane Ringe, Ohrhänger und Ketten, die eine ganz besondere Ästhetik haben. Im Gespräch mit Wilhelm die 3. erzählt Sally Kiss, was hinter ihren Entwürfen steckt.
Ein Semester Computerverbot: Anders war Sally Kiss‘ Technikbegeisterung offenbar nicht in den Griff zu kriegen während ihres Schmuck- und Edelsteindesign-Studiums. Viel gebracht hat die die didaktische Maßnahme ihres Professors nicht: Heute sind Lasercutter und 3D-Drucker die Basis der Formsprache von Sally Kiss. Zum Beispiel in ihrer „Cut“-Linie von Ringen und Ohrhängern: klare, geometrische Formen, präzise aus dem Metall gelasert und dann in Form gebogen und handwerklich nachgearbeitet. Oder die Origami-artigen „Clickball“-Anhänger, die erst als 3D-Wachsmodell gedruckt, dann gegossen und nachbearbeitet werden.
„Die Arbeit mit CAD-Programmen, Lasercuttern und 3D-Druck war für mich der logische nächste Schritt in meiner kreativen Entwicklung“, sagt die Schmuckdesignerin. Und es ist eine lange Entwicklung: Mit zehn Jahren bastelte Sally Kiss ihren ersten Schmuck, mit 15 machte sie einen Goldschmiedekurs und richtete sich einen professionellen Arbeitstisch zu Hause ein, in der Goldschmiedelehre durfte sie ein Jahr überspringen. Dann das Studium in Idar-Oberstein – und noch ein Master in Produktdesign an der Hochschule Düsseldorf. „Da habe ich alles mögliche gemacht, Schmuck, Möbel, Porzellan“ – eine Vielfalt, die ihre Arbeit bis heute prägt. „Ich finde Inspirationen für meinen Schmuck überall, auch an einer Waschmaschine kann mir eine geometrische Form auffallen, aus der ein Schmuckstück werden kann.“
Die Präzision der maschinengefertigten Teile fasziniert Sally Kiss – und ihre Reproduzierbarkeit: „Ich bin nicht der Typ für Unikat-Schmuck. Klar könnte man diese feinen Strukturen auch komplett per Hand fertigen, aber das könnte sich dann kaum jemand leisten“. Als Fließbandware will sie ihre Stücke aber nicht verstanden wissen: „Ich bearbeite jede Oberfläche noch handwerklich nach, und diese Arbeitsschritte denke ich schon in meinen Entwürfen mit.“ Tatsächlich könnten 3D-Drucker und Lasercutter noch viel komplexere Formen produzieren, „aber da würde ich dann eben mit meinen Goldschmiedewerkzeugen nicht mehr überall herankommen.“
Ohne die solide handwerkliche Basis wären diese Entwürfe nicht möglich, sagt Kiss, die immer nach neuen Möglichkeiten sucht, ihre Formensprache zu erweitern: „Jetzt gerade experimentiere ich mit neuen Möglichkeiten, Edelsteine in Schmuckstücke einzufassen“. Wichtig auch hier: die Alltagstauglichkeit. „Es bringt ja nichts, wenn man damit ständig irgendwo hängenbleibt und die Steine rausreißt.“ Ihren Stil erklärt sie gerne mit den Buchstaben ihres Nachnamens: KISS - „keep it smart and simple“. Eine klare Ästhetik, die Ruhe ausstrahlt - und die Freude an der Technik, die in den klaren Linien steckt. Verbieten lässt sich Sally Kiss jedenfalls schon lange nichts mehr.
Zu den Produkten: Schmuck von Sally Kiss